Die ganze Welt der Kinotechnik und des Kinoambientes ist in der kulturhistorischen Sammlung in Löningen erlebbar. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das „Gesamterlebnis Kino“:
Die durch die Kinoprojektoren präsentierte Technik der laufenden Bilder wird dazu durch viele Objekte ergänzt.
Über ein rein nostalgisches Erleben hinaus wird das Kino als ein Kommunikationsort und als Bestandteil regionaler ländlicher Kultur präsentiert.
Die Ausstellung bietet dies mit Objekten zum Ansehen, Begreifen und Mitmachen.
Natürlich gibt es auch ein kleines Kino – so wie es früher einmal war. Die Kombination von technischen Highlights und historischem Kinoambiente lässt den Besucher einen Film mit anderen Augen sehen.
Der Einstieg in die Sammlung und die historische Kinotechnik gelingt am besten mit einer unterhaltsamen und informativen Führung. Dabei ist auch für das leibliche Wohl gesorgt, wenn man sich im Anschluss an die Führung in der Kino-Atmosphäre gemütlich austauscht.
Der Sammler
Der Arzt Heinz Dobelmann, geboren am 17. Mai 1940 in der zur Stadt Löningen gehörenden Ortschaft Schelmkappe, entwickelte sich schon als Medizinstudent zu einem begeisterten Amateurfotographen. Auf dem Flohmarkt entdeckte er einen 16-Millimeter-Projektor und fühlte sich an seine Schulzeit erinnert. Im Grunde wollte er nur ein Erinnerungsstück kaufen. Und eigentlich wollte er auch nur seine Filme adäquat vorführen können, aber dann erwachte seine Sammelleidenschaft für Projektoren. Irgendwann gab ein Kinofilmverleiher dem Arzt gezielt Adressen von Kinos, die geschlossen werden sollten. Damit war der erste Schritt zum Aufbau der Sammlung getan.
Wieviel Zeit und Geld der Arzt Dr. Dobelmann in sein Hobby steckte, kann nur seine Familie ermessen. „Gehasst und geliebt“ – so beschreiben Sohn und Ehefrau die Sammelleidenschaft. Denn nach und nach breiteten sich die riesigen Filmprojektoren nebst Zubehör im gemeinsamen Haus aus, bis der Umfang der Sammlung den Bau einer 108 qm großen Halle im Garten erforderlich machte. Hier richtete der Sammler auch sein kleines Kellerkino, ein, das für Verwandte, Freunde und Nachbarn ein Anziehungspunkt wurde. Sie alle erfreute Dobelmann mit zahlreichen Filmvorführungen.
In den neunziger Jahren erkrankte Dr. Heinz Dobelmann schwer und er musste Abschied nehmen. Abschied von seiner Familie und von seiner bedeutenden kinotechnischen Sammlung. Er starb am 17. November 1996.
Seine Familie erklärte sich nach dem Tod von Dr. Dobelmann dazu bereit, seine Sammlung und damit eines seiner Lebenswerke in die Stiftung zu übergeben und leistet damit einen großen Beitrag zum Kulturerbe Löningens.
Ein Exkurs durch die analoge Kinotechnik
Historische Kinotechnik
Mit Hilfe einer rotierenden Blende lässt sich die Zahl der projizierten Bilder erhöhen, ohne dass dafür die Zahl der aufgenommenen Bilder erhöht werden müsste. So werden aus 16 (Phasen-)Bildern pro Sekunde bei Verwendung einer Dreiflügelblende oder einer dreifach übersetzt rotierenden Blende 48 Hell-Dunkel-Wechsel. Aus 24 aufgenommenen Filmbildern, der üblichen Bildfrequenz des Tonfilms, werden mit einer Doppelblende 48 projizierte Bilder. Zweck ist es, einen Kompromiss zu finden zwischen ruckelfreier materialschonender Darstellung und als flimmerfrei empfundener Vorführung.
1896-1905
Foto- und Filmkameras bestanden üblicherweise aus Stahl. Die ursprüngliche Handkurbel wurde zunächst durch einen einfachen Kollektormotor abgelöst, dessen Drehzahl durch einen Schiebewiderstand geregelt werden konnte. Die Filmvorführer in den Kinos spielten in der Regel mit einer Geschwindigkeit zwischen 15 und 18 Bildern/Sekunde ab, allerdings nicht immer kontinuierlich. Drehzahländerungen waren nicht immer zu vermeiden, wurden aber auch zur Dramatisierung eingesetzt, um hektischen Szenen zusätzliche Dynamik zu verleihen (bis über 40 Bilder/Sekunde).
Bis Ende der 20er Jahre stieg die durchschnittliche „normale“ Projektionsgeschwindigkeit auf über 24 Bilder/Sek., was dann mit Einführung des Tonfilms als Norm festgelegt wurde, da dieser auf eine gleichmäßige Geschwindigkeit angewiesen war.
Malteserkreuzgetriebe für die Filmfortschaltung
Zur einwandfreien Betrachtung des Films durch den Zuschauer gibt es zwei Möglichkeiten:
Bei kontinuierlich laufendem Film durch einen „optischen Ausgleich“ mit Hilfe von rotierenden Spiegeln oder Prismen. Dieses recht komplizierte Verfahren (Mechau-Projektor) hat sich nicht durchgesetzt.
Üblich ist der „mechanische Ausgleich“, bei dem der Film selbst eine sehr kurze Zeit (ca. 3/100 Sekunde) im Projektorfenster zum Stillstand kommt und vom Projektionsstrahl durchleuchtet wird. Dieser ruckweise (intermittierende) Filmtransport übersetzt kontinuierliche in schrittweise Drehbewegungen. Die meisten Projektoren nutzten das Prinzip des ruckartigen Filmtransports. Um dabei den Bildtransport selbst nicht sichtbar werden zu lassen, verwendete man zusätzlich eine Blende, die den Lichtkegel während des Bildwechsels unterdrückt und den Vorgang für den Betrachter unsichtbar macht.
Filmtransport (Übergang von Vorder- zur Hinterblende)
Das Prinzip der Filmprojektion ist der vor einer Lichtquelle laufende Filmstreifen. Beim ruckweisen Filmtransport darf allerdings nur während des Bildstopps der Lichtstrahl durch das Bild dringen, während des Filmtransports muss er für kurze Zeit abgedeckt sein. Hierzu dient die Blende. Anfangs benutzte man so genannte Scheibenblenden, die sich zwischen Projektions-Objektiv und Leinwand befanden. Das führte allerdings dazu, dass das Filmmaterial dauernd der heißen Lichtquelle ausgesetzt war und die Brandgefahr sich erhöhte. Daher konstruierte man die „Hinterblende“ und montierte sie zwischen Film und Lampenhaus. Dadurch wird der Lichtstrahl nur halb so lange auf den Film projiziert.
Linksprojektor
Zum übergangslosen Filmrollenwechsel ohne Unterbrechung der Vorführung verwendete man zwei Projektionsgeräte. Die herkömmlichen Projektoren wurden von der rechten Seite aus bedient. Verwendete man einen Rechts- und einen Linksprojektor, den die Firma Bauer konstruiert hatte, so konnte der Filmvorführer zwischen den beiden stehen und die Filmrollen schnell und komfortabel austauschen.
Wasserkühlung
Die Popularität des Kinos verlangte nach größeren Sälen, größeren Leinwänden und daher auch nach helleren Projektoren mit stärkeren Bogenlampen bis weit über 100 Ampere. Der unerwünschte Nebeneffekt bestand in einer starken Hitzeentwicklung, die eine stetige Kühlung nötig machte, um die Brandgefahr zu reduzieren. Eine neue Generation von Projektoren wurde mit einer Wasserkühlung ausgestattet, die die Metallteile der Bildfenster nicht überhitzen ließ.
Stereoskopische Laufbildprojektion (1934 )
Die Firma Zeiss Ikon brachte erstmals das Verfahren für stereoskopische Laufbildprojektion unter Verwendung von polarisiertem Licht auf den Markt – beide Halbbilder befinden sich auf einem Film. Dies ermöglichte auch die Projektion in Farbe.
Bildtonprojektor (1936)
Nach Einführung des Lichttons wurden die vorhandenen Projektoren aufgerüstet und mit Laufwerken ausgestattet, an denen der Ton abgetastet wurde. Der nächste Schritt bestand darin, Projektoren mit integriertem Tonabtastgerät zu entwickeln.
Automatische Filmvorführung für eine ganze Vorstellung (1954)
Gasentladungslampen bildeten die Voraussetzung für automatische Vorführungen, insbesondere die Xenonlampe von Zeiss Ikon und der Erlass des Sicherheitsfilmgesetzes von 1957, das die Brandgefahr auf der Materialseite reduzieren sollte.
Pausenlose automatische Vorführung von zwei Stunden und mehr mit einem Projektor (1968)
Hierzu gehören die „Türme“ und „Teller“ die den gesamten Film in einer Rolle inklusive Vorprogramm aufnehmen können und in der Nähe der Projektoren aufgestellt wurden.
Die Chronik
120 Jahre analoge Projektorentechnik
Mehr als 120 Millionen Kinobesucher lassen sich allein in Deutschland Jahr für Jahr von der glitzernden Filmwelt faszinieren. Kino ist ein emotionales Erlebnis, hinter dem eine beeindruckende Technik steht. Die Grundlagen dafür legten Pioniere vor genau 120 Jahren. Sie ahnten damals wohl kaum, welchen Siegeszug es als Massenmedium antreten würde. Lange vor dem Fernsehen war das Kino für viele Menschen das Unterhaltungsmedium No. 1. Es besaß eine kulturgeschichtliche Bedeutung ersten Ranges – Grund genug, aus heutiger Perspektive auf die Anfänge zurückzublicken. Die von einem Arzt in seiner Freizeit zusammengetragene Sammlung kinotechnischer Geräte in Löningen (Landkreis Cloppenburg) bildet die Basis für diese Darstellung. Sie stellt den Menschen Dr. Heinz Dobelmann und dessen Sammlung vor, sie befasst sich mit den ersten Großprojektoren und erläutert die darin verwendete Technik. Sie beleuchtet aber auch, wie aus zaghaften ersten Schritten der Kinotechnik eine professionelle Branche entstand, die sich erst in Wanderkinos und dann in stationären Lichtspielhäusern die Unterhaltung und Aufklärung der Besucher zum Ziel gesetzt hatte. Der Blick hinter die Kulissen – hier bezieht er sich nicht auf Theaterbühnen oder Drehorte, sondern auf die Technik, die sich buchstäblich hinter den Kinoaufführungen befindet.
Das Buch können Sie über unser Buchformular bestellen und sich zusenden lassen oder in der historischen Kinotechnik abholen, je Chronik werden 15,— € berechnet.
Mit dem Kauf der Chronik unterstützen Sie die Arbeit der Historischen Kinotechnik. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich im Voraus.
Reservieren Sie jetzt für nur 15 EUR Ihr Exemplar:
Sie haben Interesse, die kulturhistorische Ausstellung selbst zu erleben ?
Dann fragen Sie jetzt komplett unverbindlich eine Buchung an dem Tag Ihrer Wahl an! Wir freuen uns auf Sie!